Junge Muslime aus Duisburg besuchen Auschwitz Über das Unaussprechliche zu sprechen, das Unglaubliche, Monströse zu verstehen – diesen Versuch unternahmen der Verein Jungs e.V gemeinsam mit dem Jugendzentrum Zitrone. Zum siebten Mal organisierten sie im Rahmen des Programms „Junge Muslime in Auschwitz“ im Frühjahr eine Reise ins größte Vernichtungslager der Nazi-Diktatur. Resultat der Reise wird ein Theaterstück sein, das die zehn jungen Männer Anfang kommenden Jahres in der jüdischen Gemeinde uraufführen werden. Begleitet wurden die Jugendlichen und jungen Erwachsenen im Projekt nicht nur von Zitrone-Einrichtungsleiterin Susanne Reitermeier-Lohaus. Junge Muslime Wollen Antisemitismus Bekämpfen'In Auschwitz Spüren Sie Empathie Für Ihre Bisherigen Feinde'Engste Begleiter der jungen Menschen durch das aufwühlende, anspruchsvolle Programm waren Burak Yilmaz und Oguz-Han Uzun, beide 30 Jahre alt und studierte Historiker und Pädagogen mit Zusatzausbildungen. Intensive Vorbereitung an die Reise „Zur Vorbereitung des Besuchs gab es drei intensive Workshop-Wochenenden“, sagt Oguz-Han Uzun, der selbst aus dem Duisburger Norden stammt. Zuerst setzten sich die jungen Muslime ein Wochenende lang mit der Nazi-Zeit und dem von Deutschland betriebenen Massenmord an sechs Millionen Menschen jüdischen Glaubens auseinander. „Am zweiten Wochenende sprachen wir intensiv über Aktualität und Hintergründe des Nahost-Konflikts“, sagt Uzun, „und am dritten Wochenende erkundeten wir unsere eigenen Familiengeschichten und fanden heraus, inwieweit unsere Biografien von Flucht und Krieg geprägt sind.“ Robin Henn vom Duisburger Zentrum für Erinnerungskultur, sagt Uzun, habe dabei fantastische Arbeit geleistet. Tief sitzende, verkrustete Vorurteile seien aufgespürt und aufgeweicht worden, sagt Uzun, der sich sehr gut in die Projektteilnehmer hineinversetzen kann: „Bei mir wurde im Kindesalter in der Koranschule damit begonnen, Vorurteile zu verbreiten und Hass auf Juden zu erzeugen“, sagt der Lehrer und Historiker, „später werden die Jugendlichen – etwa im Internet – mit der Propaganda des IS und der Hamas konfrontiert.“ Dann werde es zunehmend schwierig, der Herausbildung eines verfestigten, juden- und israelfeindlichen Weltbildes entgegen zu wirken. Dabei gehe es überhaupt nicht darum, die Politik der israelischen Regierung zu glorifizieren oder die Standpunkte der Palästinenser zu verdammen: „Es geht um Einordnung, um die Bereitschaft, zu diskutieren, um Nachdenken, um Sachlichkeit“, sagt Uzun. Eine Woche lang war die Duisburger Gruppe in Polen unterwegs, drei Tage lang in Auschwitz und dem Nachbarlager Birkenau.
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April 2019
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